Während wir dachten, Gleichberechtigung sei ein gesellschaftlicher Konsens, erleben wir einen spürbaren Backlash: eine massive Verunsicherung, möglicherweise ein Zurück zu traditionellen Familienbildern, in denen Männer vor allem als Versorger, nicht als präsente Väter gesehen werden. Männer, die sich in einer Weise radikalisieren, die wir uns nicht mehr vorstellen konnten und eine wenig sichtbare progressive Bewegung, die gute Alternativen für Männer aufzeigen könnte.
Was global gerade bedrohlich sichtbar wird, verunsichert zusätzlich viele Väter, die sich eine gleichberechtigte Elternschaft wünschen, die Care-Arbeit ernst nehmen und ihren Kindern mehr geben wollen als ein gutes Einkommen. Die Herausforderungen männlicher Fürsorge scheinen noch mehr in den Hintergrund gedrängt zu werden.
Dabei gibt es so viele Väter da draußen, die gewaltfrei, respektvoll, anders Elternsein leben wollen. Doch genau diesen Männern fehlen oft (sichere) Räume für Reflexion, Verletzlichkeit und Unterstützung. Auch wenn die Zahl der Angebote langsam steigt, Austausch und Kompetenzentwicklung als wichtig angesehen wird, sind Väter oft nur nachgeordnete Zielgruppe oder gar nicht “auf dem Schirm”.
Und was ist mit Männern in ländlichen Regionen, in Betrieben mit klassischen Rollenbildern, in denen Vereinbarkeit für Männer (und damit auch Mütter) oft gar kein Thema ist? Wer holt sie ab? Wer ermutigt sie, ihre Unsicherheiten zu benennen, Kompetenz & Klarheit zu entwickeln, um neue Wege zu gehen?
Wir müssen jetzt handeln
Als Therapeut und Seminarleiter sehe ich täglich, was es bedeutet, wenn Väter durch ihre klassische Sozialisation auf wenig hilfreiche Muster zurückgreifen, sich oft allein und unzulänglich fühlen, selten in Kontakt mit ihrer Emotionalität und ihrem Körper sind, sich getrieben und machtlos fühlen. Bei Themen wie bedürfnisorientierte Erziehung, echte Präsenz und selbstbestimmte Gestaltung von Familie hängen sie hinten an.

Drehen sich Familie und Geschlechterrollen gerade zurück? / © pixabay.com – froot
Es sind nicht nur die Kinder und Partner, die darunter leiden – es sind die Väter selbst, die mit ihrer Rolle hadern, sich überfordert fühlen, sich zurückziehen. Und ich sehe Mütter, die sich nach mehr Verbundenheit sehnen, danach, die familiäre Verantwortung wirklich auf Augenhöhe zu gestalten und dabei oft enttäuscht werden.
Veränderung braucht individuelle Verantwortung, doch sie passiert nicht im Alleingang und braucht dringend mehr gesellschaftliche und politische Unterstützung, einen neuen Blick auf Vaterschaft, auf die Herausforderungen, die blinden Flecken, aber vor allem auf die Potenziale.
Es braucht mehr Sensibilität von Fach- und Führungskräften und politisch Verantwortlichen. Menschen, die Väter stärker in den Fokus nehmen sollten, ihre Themen ernst nehmen, mit ihnen arbeiten, respektvoll und geduldig. Oft sind das weibliche Fachkräfte, die sich fragen: Warum bewegen sich die Männer kaum? Wie können wir Väter besser erreichen?
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit sie wirklich gleichberechtigter Verantwortung übernehmen können? Gleichzeitig braucht es konkrete Impulse für Väter und Eltern, die mehr Augenhöhe in ihren Familien leben wollen. Denn Vaterschaft ist kein Entweder-oder. Sie ist kein Kampf zwischen Tradition und Moderne, schon gar nicht zwischen Paaren.
Sie ist eine bewusste Entscheidung – für Präsenz, für Verantwortung, für eine Zukunft, in der Männer als Väter wachsen können. Für eine Zukunft mit Kindern, die sich Familie ohne Sicherheit, Präsenz und Liebe nicht mehr vorstellen können. Lassen Sie uns dieses Momentum nutzen!
Digitale Angebote für Kommunen, Hochschulen und Unternehmen
Um genau das zu ermöglichen, bietet Carsten Vonnoh 2025 gezielt offene digitale Impulsvorträge an, die sich an Kommunen, Hochschulen, Träger sowie Gleichstellungs- und Familienbeauftragte richten. Eine Übersicht der geplanten Veranstaltungen und Themen finden Sie unter: carstenvonnoh.de/vortraege-workshops-eltern-fachkraefte-vatersein
Quelle / Fotos: vaterverantwortung.de