Frühzeitige Empfehlung für Masken hätte Todesfälle verhindern können

Mehrere Experten kritisieren das Robert Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) scharf für die zögerliche und späte Empfehlung, zum Schutz vor dem Coronavirus Gesichtsmasken zu tragen. Das haben nun Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung ergeben.

„Ich würde vermuten, dass wir in Deutschland Tote hätten verhindern können“, sagt der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mit Blick auf die späte Empfehlung von Masken.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hielt es noch bis Mitte März für nicht nötig, Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. Für einen Schutz gebe es keine Evidenz. Ähnlich ablehnend zeigte sich auch die WHO gegenüber Masken.

Frühzeitige Empfehlung für Masken hätte Todesfälle verhindert

Frühzeitige Empfehlung für Masken hätte Todesfälle verhindert

Selbst zwei Wochen nachdem die WHO die Corona-Pandemie ausgerufen hatte, erklärte die für Infektionsprävention zuständige Mitarbeiterin April Baller Ende März: „Wenn Sie keine Atemwegssymptome wie Fieber, Husten oder eine laufende Nase haben, brauchen Sie keine medizinische Maske zu tragen.“ Auch viele andere Wissenschaftler zweifelten an einer schützenden Funktion – und tun es teils heute noch.

Der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach hatte dagegen schon früh geraten, Masken aufzusetzen. „Die Studienlage gab das ganz klar her“, sagt Lauterbach. Es habe etliche Untersuchungen gegeben, „die schon Jahre zuvor gezeigt hatten, dass Masken einen erheblichen Anteil von Viren zurückhalten.“

Anfang Juni erschien im Mediziner-Fachblatt „Lancet“ eine Übersichtsarbeit, die 29 Studien ausgewertet hat, die den Einsatz von Gesichtsmasken untersucht hatten. „Nach unserer Analyse reduzieren Masken das Risiko, sich zu infizieren um etwa 80 Prozent“, sagt der Hauptautor der Übersichtsarbeit, Prof. Holger Schünemann aus Kanada.

Durch den frühen Gebrauch von Masken hätte es deshalb weltweit „möglicherweise zu einer großen Verminderung der Todesfälle kommen können“, sagt Schünemann im Gespräch mit NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

Foto: Anastasiia Chepinska, Unsplash / Quelle: NDR, WDR, SZ

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